5 Tipps für Lehrer zum Umgang mit der Stimme

Lehrern werden eine Vielzahl an Aufgaben zugeschrieben: Neben der Vermittlung von Fachkenntnissen sollen sie als Pädagogen auch der Erziehung der Schüler nachkommen. Und das ist heutzutage gar keine leichte Aufgabe mehr. Die junge Generation ist oft schwer zu begeistern, lässt sich nur selten führen und ist in ihrer eigenen Selbstfindungsphase mit ganz anderen Dingen beschäftigt als Zuhören, sich am Unterricht zu beteiligen oder gar zu lernen. Da kann einem als Lehrer schon das ein oder andere Mal „ der Hals anschwellen“ oder „die Stimme im Halse stecken bleiben“.

Dieser Artikel wurde in der Fachzeitschrift „Schulmanagement“ veröffentlicht und kann hier heruntergeladen werden: Ein „stimmiger“ Berufsalltag – Fünf Tipps zum Umgang mit der Stimme

Lehrer-StimmeWenn der Job keinen Spaß mehr macht, kann das zur dauerhaften „Verstimmung“ führen. Sie sehen, das Thema „Stimme“ ist in saloppen Redewendungen verankert und das hat seine absolute Berechtigung! Stimme und Emotionen hängen nämlich stark zusammen. So hören Sie beispielsweise bei einem Telefonat mit einem Bekannten sofort, wenn dieser einen schlechten Tag hatte, denn „der Ton macht die Musik“. Stimmung und Stimme sind quasi unzertrennlich. Deshalb ist vielen Lehrkräften ihr Unmut über die berufliche Situation auch anzuhören.

Sei es, weil der Kampf mit der Disziplin in den Klassen so zermürbend ist oder weil die Funktion der eigenen Stimme immer mehr Einbußen erlebt.
Sie setzen ihre Stimme tagtäglich dem heftigsten „Sport“ aus. Wussten Sie das?

Sie beanspruchen mit dem Sprechen über 100 Muskeln und das ohne sich vorher „warm zu machen“. Vergleichen Sie das Ganze doch einfach mal mit einem Marathon, den Sie laufen wollen. Wäre der überhaupt machbar ohne vorheriges Training und aktivierende Aufwärmübungen? Damit ist klar- unsere Stimme benötigt zumindest ein kurzes „warm up“, um den stimmlichen Anforderungen des Tages gerecht zu werden. Dafür müssen Sie selbst aktiv werden.

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Tipp 1: Wecken Sie ihre Stimme täglich auf!
Versuchen Sie die folgenden Übungen möglichst in ihren allmorgendlichen Ablauf zu integrieren: Bauen Sie Zwerchfellspannung auf, indem Sie ein Geräusch machen als würden Sie einen Reifen aufpumpen („fffft“) oder im Kino um Ruhe bitten („psssst“). Sie spüren dabei eine federnde Bewegung der Bauchdecke nach innen, nach der Artikulation tritt der Bauch reflexartig wieder nach außen. Diese Übung können Sie beispielsweise einfach beim Duschen durchführen. Dadurch wird ihr wichtigster Atemmuskel, das Zwerchfell, auf das Sprechen vorbereitet.

Gehen Sie danach noch einen Schritt weiter und trainieren Sie ihre Stimmkraft auf diese Weise: stellen Sie sich dazu vor, Sie rufen einen Kollegen oder wollen den Schüler in der letzten Reihe auffordern („Tom!“, „Du!“, „Marion!“, „Wer hat eine Frage?“). Wichtig: Setzen Sie ihre Zwerchfellspannung beim Rufen aktiv ein, rufen Sie also „aus dem Bauch heraus“. Das entlastet den Kehlkopf und damit die Stimme. Ebenso verwenden Sie dabei eine entspannte Stimmlage, ohne in ein schrilles Schreien zu verfallen. Dadurch erreichen Sie die Schüler als Zuhörer im Brustton der Überzeugung.

Wecken Sie dann auch Ihre Stimme auf, indem Sie beispielsweise zu einzelnen Liedern im Radio auf „mmm“ entspannt mitsummen. Summen spricht ihre Stimmlippen (im Volksmund als „Stimmbänder“ bekannt) weich und locker an, ähnlich einer „Stimmlippenmassage“. Dadurch kann morgendlicher Schleim im Hals schonend „weggesummt“ werden. Ihre Stimme dankt es Ihnen!

Als Letztes sollten Sie eine deutliche, anstrengungsfreie Artikulation mit einem weit geöffneten Mund trainieren. Wenden Sie hierfür das „Daumensprechen“ an: Winkeln Sie Ihren Daumen leicht an und positionieren Sie Ihr Daumengelenk quer zwischen den Zahnreihen. Zählen Sie nun präzise, langsam und deutlich bis 20. Beachten Sie dabei, dass Sie beim Sprechen alle Artikulationsorgane so frei wie möglich bewegen und keinesfalls fest auf den Daumen beißen, sondern ihn lediglich als hilfreiche Barriere betrachten. Anschließend zählen Sie noch einmal von 1-10 ohne den Daumen
im Mund. Dabei sollten Sie feststellen, dass eine anstrengungsfreie, deutliche Artikulation möglich ist. Wenn Sie die Übung vorm Spiegel durchführen,
bemerkt man als kleinen ästhetischen Nebeneffekt runde, wohlgeformte Artikulationsbewegungen der Lippen.

Tipp 2: Bei Erkältung: „Ruhe, bitte“!
Infekte im Halsbereich sind Lehrern oft nur allzu bekannt. Fehlen in der Schule ist dabei oft keine Option. Trotz starker Heiserkeit, Brennen im Rachen, schmerzhaftem Schlucken bis hin zur Stimmlosigkeit wird weiterhin eisern durchgehalten. Und schon steckt man in einem Teufelskreis fest: Der Infekt wird nicht genügend auskuriert, die Stimmlippen werden meist so stark strapaziert, dass es zu einer Kehlkopfentzündung (Laryngitis) kommt.

Wird diese nicht ausgeheilt mit ausreichend Stimmruhe, kann das auf Dauer zu einer chronischen Laryngitis führen. Dies wiederum bedeutet teilweise irreparable Schäden für ihre Stimme – ihr Stimmklang verändert sich dauerhaft, bleibt auch über den Infekt hinaus heiser, rau und belegt. Deshalb sollten Sie früh genug intervenieren: Sobald sich erste Anzeichen eines Infekts zeigen, inhalieren Sie morgens und abends mit einem Inhaliergerät mit Verneblerfunktion. Dieses erhalten Sie bequem im Internet oder in der Apotheke schon ab 40 Euro.

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Und sehen Sie dies als eine einmalige Investition, mit der Sie über Jahre „Erste Hilfe“ an Ihrer Stimme leisten können. Verwenden Sie eine einfache Kochsalzlösung (NaCl- in der Apotheke erhältlich) dafür.

Nach dem Inhalieren fühlt sich ihr Rachen befeuchtet an und Ihre Halsschmerzen sind deutlich reduziert. Außerdem stellt man fest, dass die eigene Stimme trotz schlimmer Grippe nicht ganz versagt und eine stimmliche Erholung deutlich schneller geschehen kann. Zudem ist Stimmruhe unausweichlich. Bleiben Sie ein bis zwei Tage zu Hause, inhalieren Sie während dieser Zeit fleißig und sprechen sie GAR NICHTS. Auch wenn es schwer fällt: Stimmruhe ist die wichtigste Maßnahme, um schnell wieder in Gang zu kommen!

Und weichen Sie bitte nicht auf ein Flüstern aus – das strengt ihre Stimmlippenmuskulatur noch mehr als lautes Sprechen an. Auch Ihr Arbeitgeber wird es Ihnen danken. Die Krankheitstage wegen stimmlicher Angeschlagenheit können minimiert werden. Packe ich das Problem sofort an
und verschleppe es nicht, bin ich schneller wieder gesund und „stimmfit“.

Tipp 3: Achten Sie bewusst auf Essen und Trinken!
Wussten Sie, dass verschiedene Lebensmittel Auswirkung auf unsere Schleimhäute und damit auf die Stimme haben können? Scharf gewürztes Essen, Alkohol und sogar diverse Teesorten (Kamille, Pfefferminz, Früchte) trocknen unsere Schleimhäute aus. Milch und Nüsse hingegen sorgen für eine übermäßige Schleimproduktion.

Der Effekt ist in allen Fällen ähnlich: Durch ein Gefühl der Trockenheit oder der Verschleimung neigt man stets zum Räuspern. Und das bringt Ihre Stimme völlig aus dem Gleichgewicht. Die feinen Schwingungen, die ihre Stimmlippen vollführen, um Töne zu produzieren, werden unsanft unterbrochen.
Auf Dauer kann auch dies zu einer anhaltenden Heiserkeit führen. Dann „läuft es nicht mehr wie geschmiert“, weil die Schleimhäute so angegriffen sind. Also denken Sie einfach daran, wenn Sie demnächst mal wieder am Morgen genüsslich einen Latte Macchiato schlürfen, bevor es zur Arbeit geht. Vergessen Sie das Glas Wasser dazu nicht, das neutralisiert den Verschleimungseffekt der Milch!

Tipp 4: Relax: Gönnen Sie sich Sprechpausen im Unterricht!
Der Frontalunterricht gilt methodischdidaktisch seit Langem überholt. Nutzen Sie das aus – es kommt ihre Stimme zu Gute. Gestalten Sie Ihren Unterricht so, dass auch Sie Ihren Nutzen daraus ziehen. Halten Sie Monologe kurz bzw. regen Sie zumindest zwischendurch zu Diskussionen an. Gruppenarbeiten, Referate, Inhalte zusammenfassen lassen – geben Sie Arbeit an Schüler ab und gönnen Sie Ihrer Stimme Pausen. In denen sollten Sie, nebenbei bemerkt, unbedingt ein Glas Wasser trinken!

Tipp 5: Schenken Sie den Schülernein Lächeln!
Wie eingangs schon erwähnt, hängen Stimme und Emotionen eng zusammen. Ein Lächeln in der Stimme macht den Stimmklang häufig weicher, heller und lässt ihn dadurch freundlicher wirken. Allein das könnte ein gewinnbringender Motivator der Schüler sein. Ein Geben und Nehmen also, das beide Seiten freudig „stimmt“..